Kempf GmbH und Außenduschen
Die Kempf GmbH ist ein Lohnfertiger in Kraichtal-Gochsheim. Angeboten wird das ganze Spektrum der Blech- und Rohrbearbeitung von der Konstruktion bis zum Oberflächen-Finish. Bis der Gründer Andreas Kempf sich selbständig machte und das Unternehmen 1997 gründete, war er für die Fertigung bei Blanco verantwortlich. Mittlerweile hat er die Führung des Unternehmens an seine Söhne Marcel und Kevin übergeben.
Kempf will ins Produktgeschäft und einen neuen Geschäftszweig entwickeln. Daher hat Kempf 2020 die Firma kullDESIGN aus Bruchsal übernommen. kullDESIGN entwickelt und produziert Wasserhähne und Duschen, Wasserschütten, Überläufe, Steckdosen und vieles mehr für den Außenbereich. Mit der Übernahme stellte sich die Frage nach der Weiterentwicklung der Marke kullDESIGN.
Quo vadis? – Projektphase 1, August bis Oktober 2022
Angesichts der neuen Möglichkeiten gab es viele Hebel, durch die die Marke kullDESIGN weiter ausgebaut und verbessert werden konnte. Aufgabenstellung in der ersten Projektphase war es daher, herauszuarbeiten, an welchen Hebeln durch Co-Innovation mit Start-ups die kurz- und mittelfristig größten Wirkungen zu erzielen waren. Dabei haben wir das Lead-Produkt Außendusche klar in den Fokus gestellt. Positioniert im Premium-Segment mussten dafür Zielmärkte, Zielkunden und deren Bedarfe noch einmal exploriert werden.
kullDESIGN-Produkte bieten sich nicht nur zur Gartengestaltung für Privatkunden an. Aufgrund ihrer robusten Bauweise und ihrer Langlebigkeit sind sie auch für kommunale Kunden von der Schwimmbaddusche bis zur Gießkannenfüllstation auf Friedhöfen gefragt. Aber nicht nur kommunale Schwimmbäder profitieren von kull-Duschen. Auch Hotelanlagen und Tourismus-Ressorts sowie Wohnanlagen mit Außenschwimmbädern können ihre Gesamtkosten durch die qualitativ hochwertigen Außenduschen und Wasserspender senken. Allerdings kann man sich mit Recht die Frage stellen, ob das alles noch zeitgemäß ist.
Wasserspiele in Zeiten des Klimawandels?
In Zeiten des Klimawandels und der zunehmenden Wasserknappheit in vielen Teilen der Welt entbehrt eine Garten- oder gar Pool-Dusche nicht einer gewissen Pikanterie. In Südeuropa ist die Angst vor einem weiteren Dürresommer hoch. In der Provence z.B. hat es im Frühjahr länger als 30 Tage nicht geregnet. Deshalb «hat die Regierung die Präfekten aufgerufen, ab sofort außerordentliche Maßnahmen zu ergreifen zur abgestuften und vorübergehenden Einschränkung oder zum Verbot der nicht vorrangigen Wassernutzung für Privathaushalte und Firmen.» (Quelle: Merkur.de, https://www.merkur.de/welt/niederschlag-wasser-frankreich-italien-klimawandel-duerre-sommer-regen-92126177.html) Dazu gehört nicht nur ein Neubauverbot für Swimming Pools; auch das Befüllen der bestehenden, privaten Pools wurde verboten.
Was bedeutet das für kullDESIGN und seine Entwicklungsstrategie?
Als Unternehmer Verantwortung übernehmen
Verantwortung für beides: die Weiterentwicklung des Unternehmens und die Sicherung der Arbeitsplätze einerseits, Verantwortung für die Lebensumwelt und die Ressourcen, die Voraussetzung sind für unser aller Überleben andererseits – selten liegt die Mehrdimensionalität unternehmerischer Verantwortung so klar und einfach auf dem Tisch wie in diesem Fall. Dementsprechend schnell haben wir zusammen erarbeitet, dass nachhaltiges Wassermanagement ein zentraler Hebel, ja eine notwendige Bedingung für die Weiterentwicklung von kullDESIGN ist. Damit hatten wir für die folgende Projektphase einen klaren Auftrag auf dem Zettel:
Findet Start-ups für ein nachhaltiges Wassermanagement rund um kullDESIGN-Produkte.
Wirkung und Marketing
Bei der Diskussion der Zielkundensegmente stellte sich naturgemäß sehr schnell auch die Frage nach dem, was man im Start-up Jargon gerne «DMU – Decision Making Unit» bzw. «BC – Buying Center» nennt. Bei der Kaufentscheidung im Privatsegment haben Gartengestalter und (Landschafts-) Architekten einen entscheidenden Einfluss auf die Endkunden; im öffentlichen Sektor spielen außerdem z.B. Fachplaner, Entscheider in kommunalen Wirtschaftsbetrieben oder Kommunalbeamte entscheidende Rollen.
Die hier für uns entscheidende Frage lautete: Wie machen wir den Einsatz von kullDESIGN-Produkten für diese Personengruppen plausibel und attraktiv? Wir können wir ihnen ihre (Entscheidungs-) Arbeit erleichtern? Wie machen wir die Qualität, das Design und die Nachhaltigkeit der Produkte greifbar, erfahrbar, fühlbar? Und dies, ohne die Welt mit Flagship Stores zu pflastern (was nicht besonders nachhaltig wäre).
Planung und Visualisierung
Je einfacher ich spezifische Komponenten in Planungszeichnungen und 3D-Modellen integrieren kann, desto schneller bin ich bei der Planungsarbeit. Wenn ich dann noch ein XR-Instrument habe, mithilfe dessen ich den Gestaltungsentwurf dem Kunden «live» auf dem realen Gelände demonstrieren kann, gelingen nicht nur Verkaufs-, Planungs- und Abstimmungsprozesse besser. Ich habe auch z.B. als Gartengestalter einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber meinen Kollegen. Und wenn es um das Thema nachhaltiges Wassermanagement geht, muss ich präzise und plausibel planen und flexibel umplanen können, je nachdem, wie sich die Anforderungen in einem Projekt entwickeln. Eine nach Möglichkeit Ressourcen-autarke Wasserversorgung stellt hier ganz andere Anforderungen an Planung und Projektierung als die bloße Abschätzung eines Rohrquerschnitts für einen Schlauchanschluss.
Für diese Fachplanung bedarf es allerdings einiger bekannter Größen, was die Mechanismen und Technologien betrifft, die beim Wassermanagement eingesetzt werden sollten. Da diese noch nicht geklärt waren – es sollten ja dazu erst die richtigen Ansätze und Innovationspartner identifiziert werden -, haben wir den Planungs- und Simulationsanteil des Wassermanagements zunächst zurückgestellt.
So lautete der Suchauftrag in diesem Bereich: Findet Innovationspartner für die Darstellung der Produkte in virtuellen Show-Rooms und als XR-Anwendung im realen Gelände.
Was und mit wem? – Projektphase 2, November 2022 bis Februar 2023
Auf den Punkt gebracht lauteten die Überschriften für die in Phase 1 erarbeiteten Suchfelder für den Scouting & Matching Prozess in der zweiten Projektphase:
- Technische Kompetenz & Nachhaltigkeit: Wasser-Management
- Design & Kreativität: Wasser-Gartenlandschaft gestalten
18 Start-ups aus 7 Ländern
Gescoutet haben wir weltweit. Neben den einschlägigen Instrumenten waren – wiederum – die Kontakte zu anderen Start-up Netzwerken, zu Inkubatoren und Akzeleratoren wesentlich. Dabei legten wir einen besonderen Fokus auf solche Regionen, in denen das Wassermanagement aus naheliegenden Gründen eine überlebensentscheidende Rolle spielt: Israel und den Nahen und Mittleren Osten. Auf die Shortlist schafften es am Ende 18 Start-ups aus 7 Ländern: Deutschland, Schweden, Israel, Österreich, Frankreich, den USA und den Niederlanden. Darunter war ein Social Impact Start-up, das zwar nicht im Scope der Suchfenster lag, uns aber aus humanitären Gründen überzeugte.
Den Hauptfokus hatten wir auf neue Technologien und Produkte für Wassergewinnung, Wasseraufbereitung und Verlustminimierung gelegt. Die Spannweite reichte dabei von der Wassergewinnung durch Kondensation aus der Luft über neuartige, membranlose Entsalzungs- und Filtersysteme und Pflanzenkläranlagen der dritten Generation bis zur digitalen Verbrauchssteuerung am Endgerät, z.B. der Dusche. Die Spanne des technologischen Reifegrades reichte dabei von TRL 6 bis 8.
Nah am Produkt: INSENS für draußen
Alle unsere Vorschläge stießen auf Interesse, und am Ende machte das Start-up das Rennen, das mit seiner Lösung am nächsten am existierenden Produkt positioniert ist und damit auch am einfachsten in das existierende Portfolio aufgenommen werden kann. Und das in seiner Identität der kullDESIGN-Produktphilosophie sehr verwand ist.
Das 2016 gegründete, elsässische Start-up INMAN hat die digitale Duschsteuerung «INSENS» für den Innenbereich entwickelt, die Komfort, Design und Ökologie verbinden soll. Die Positionierung im Premium-Segment korrespondiert derjenigen der kullDESIGN-Außenduschen. INMAN und Kempf wollen jetzt gemeinsam eine INSENS-Version für den Außeneinsatz entwickeln und vermarkten.
